18. bis 20. September 2015


Die A 33 verbindet die A 30 im Norden mit der A 44 im Süden. Sie beginnt östlich von Osnabrück und endet vorläufig nach 25 km bei Borgholzhausen an der B 476. Am 5. Dezember 2012 wurde ein rund sechseinhalb Kilometer langes Teilstück von der B 61 im Südwesten von Bielefeld bis zum Kreuz Bielefeld (Verknüpfung mit der A 2) für den Verkehr freigegeben. Anschließend verläuft die A 33 in südlicher Richtung bis zum Autobahnkreuz Wünnenberg-Haaren an der A 44 (Dortmund-Kassel). Dort endet die A 33 und geht nahtlos in die B 480 über, die über Brilon weiter in das Sauerland führt.
Östlich von Osnabrück ist die Verlängerung der A 33 bis zur Ortumsumfahrung Belm seit Juni 2013 in Bau, der Lückenschluss bis zur A 1 bei Bramsche in Planung.
Der Neubauabschnitt der Autobahn A 33, die Autobahnmeisterei Oelde an der A 2 und die Reste der Strecke 77 bei Hamm nahe der A 2 standen im Mittelpunkt unseres Treffens.


1939 wurden die Bauarbeiten für die Reichsautobahn Hamm – Kassel, die Strecke 77, im Abschnitt Rhynern südöstlich von Hamm begonnen. Ziel war die Schaffung einer Verbindung der Industriezentren Ruhrgebiet und Oberschlesien. 1942 wurden die Arbeiten kriegsbedingt eingestellt. Bis dahin waren mehrere Bauwerke und Streckenteile teilfertig bzw. ganz fertig gestellt. Nach 1945 wurde die Trassenführung zugunsten der Trasse der heutigen A 44 verworfen. Einige dieser Autobahnbauwerke sind noch heute vorhanden und wurden bereits im Jahr 2000 von uns besucht.


Bereits am Vorabend des Treffens stimmte uns Manfred Zellerhoff, Leiter der Mastermeisterei Münster und gleichzeitig Leiter der Autobahnmeisterei Oelde, durch einen gut bebilderten Vortrag auf die Besichtigungen des Folgetags ein. Er gab zunächst einen historischen Überblick über die Entwicklung der Region 4. Anschließend stellte er uns einige Höhepunkte des Besichtigungsprogramms des 19. September 2015 vor:
Südlich von Oelde wird seit 1938 die Strecke 2, die heutige A 2, von der 33 m langen „Brücke Weg Hessler“ überspannt, der ältesten Spannbetonbrücke ihres Typs auf der Welt. Der Überbau musste im September 2012 aus Altersgründen und wegen des beengten Fahrbahnverlaufs seit der Dreistreifigkeit abgetragen werden; da er unter Denkmalschutz steht, erfolgte per Schwertransport seine Verschiebung um zwei Kilometer zum Parkplatz des Rastplatzes Vellern. Dort wurde er auf Stützen gestellt und durch eine Treppe begehbar gemacht. An der alten Stelle der Überführung wurde bis 2014 eine neue 49 m lange Brücke in Betrieb genommen.
Bei der AS Hamm befindet sich die Tank- und Rastanlage Rhynern. Sie wurde 1947 errichtet. Durch falsch fahrende LKW kam es immer wieder zu Beschädigungen. Eine neue T&R-Anlage musste errichtet werden, die alte wurde 2009 zu einer Autobahnkapelle umgestaltet.
Abschließend berichtete er über die seit 1999 jeweils am Buß- und Bettag stattfindende Gedenkfeier für im Dienst tödlich verunglückte Straßenwärter.




Am Samstag holte uns ein moderner Reisebus am Tagungshotel ab. Wir fuhren zunächst durch Steinhagen und überfuhren die im Bau befindliche A 33 an der zukünftigen gleichnamigen AS. Auf normalen Straßen ging es weiter zur zukünftigen AS Halle/Westf. Nun unternahmen wir eine Kreuz- und Querfahrt, die uns in den folgenden zwei Bauabschnitten der A 33 immer wieder zu Brückenbauwerken der verschiedensten Art. führte. Zwei Fotohalte ermöglichten uns, entsprechende Bilder zu „schießen“. Im Bereich Bielefeld war es möglich, den Bus zu verlassen und an Bauwerken vorbei einige hundert Meter zu laufen, wo wir wieder in den Bus stiegen.






Nun war die Zeit zur Weiterfahrt zur Autobahnmeisterei (AM) Oelde gekommen.
Sie liegt an der A 2 nahe der Stadt Oelde und wurde bereits am 29. September 1938 eröffnet. Bei der Planung wurde im Rahmen der Heimatschutzarchitektur Wert auf eine stilistische Einbindung an die landestypische Bauweise gelegt. Nach Fertigstellung der technischen Betriebsstätten folgten zwischen 1939 und 1940 noch das Betriebsgebäude mit den Büros, einem Wohngebäude sowie die Gerätehalle. 1942 wurde dann noch der Streusplitt-Hochsilo gebaut.


Dort wartete bereits Herr Zellerhoff auf uns und wir sahen Mitarbeiter der AM, die Bratwürste für uns auf dem Grill hatten. In der AM zeigte uns Herr Zellerhoff zunächst seinen Arbeitsraum, der noch wie bei der Einweihung möbliert ist. Anschließend stiegen wir hinab in einen ehemaligen Bunker, der heute elektrische Schaltschränke aufnimmt.
Nun wurde es Zeit, die herrlich schmeckenden Bratwürste zu uns zu nehmen und dazu warme oder kalte Getränke zu genießen. Den Kollegen der AM wollen wir noch einmal unseren herzlichen Dank für ihre viele Arbeit aussprechen!




Den anwesenden Mitarbeitern der Autobahnmeisterei und den Mitgliedern der AGAB wurde dann die Grußbotschaft verlesen, welche der Minister für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen Michael Groschek an die Teilnehmer des Treffens in Westfalen gerichtet hat. Die Ausführungen wurden mit starken Applaus aufgenommen.
(Zum Grußwort in voller Länge)
Nachdem uns Herr Zellerhoff noch vieles zur AM berichtet hatte, konnten wir die ganze Anlage besichtigen:
Im Siloturm konnte per Knopfdruck ein Becherwerk (Elevator) in Betrieb gesetzt werden: V-förmige stählerne Behälter an einer endlosen Stahlkette dienen zur Aufwärtsbeförderung von Streugut aus dem Keller in den oberen Bereich des Silos, wobei diese Aktion nicht zu überhören ist.
In der umfangreichen Sammlung technischer Geräte aus 80 Jahren Betriebsdienst sahen wir in zwei Hallen sehr interessante Exponate.
Anschließend sprachen wir Herrn Zellerhoff unseren herzlichsten Dank für die viele Zeit aus, die er sich in seiner Freizeit genommen hat, und überreichten ihm unsere Info-Schriften und das Buch „Reichsautobahnen in Mitteldeutschland“.




Nun ging es per Bus weiter zur Autobahnkapelle Rhynern. Der Raum der früheren Tankstelle ist als Andachtsraum gestaltet worden. Seine Ausstattung besteht aus Altar, Lesepult, Leuchter und drei Bänken. Besucher können in Ruhe Bibeln lesen, eine Kerze entzünden und einen Eintrag in ein bereitliegendes Buch vornehmen. Im Außenbereich der Kapelle steht auf einem kleinen Hügel die Stahlplastik „Das Tor“ des Soester Künstlers Michael Düchting.




Danach fuhren wir zur letzten Besichtigung, zur Strecke 77. Die Überführung der Strecke 77 über die Strecke 2 – also die heutige A 2 – wurde 1988 abgebrochen, das nächste Bauwerk in Süddinker schon 10 Jahre vorher. Aber die Widerlager der folgenden Brücke 3 sind dort noch vorhanden und konnten fotografiert werden. Weitere Bauwerke haben wir wegen drohenden Regens nicht mehr besucht. Dafür war noch Zeit für das Brückendenkmal „Weg Hessler“ auf dem Rastplatz Vellern mit einem Fotohalt bei leichtem Regen. Dann aber ging es zurück zum Tagungshotel, wo wir pünktlich um 17.00 Uhr den Bus verließen.
Das Wetter war diesmal „durchwachsen“: Sonnenschein wechselte mit Regenschauern. Aber die richtigen „Wolkenbrüche“ erwischten uns nur beim Fahren im Bus!


Allen bei der Organisation des Treffens Beteiligten sagen wir hiermit unseren herzlichen Dank!
Dr. Wolfgang Seele
