32. Treffen in Zeltingen-Rachtig

32 teaser

17. bis 19. April 2015

Der 25 km lange Hochmoselübergang zwischen Wittlich und Longkamp (südlich von Bernkastel-Kues) stand im Mittelpunkt unseres Treffens. Hier kreuzt die B 50n die Mosel bei Zeltingen-Rachtig mit einer 1.702 Meter langen Brücke in einer Höhe von 160 Metern. Außerdem interessierte uns auch die „Eifelautobahn“ (Strecke 140) im Raum nördlich von Wittlich.

Die Bundesautobahn A 60 sollte ursprünglich die Benelux-Staaten mit dem Rhein-Main-Gebiet verbinden. Ihr westlicher Teil beginnt an der belgischen Staatsgrenze bei Sankt Vith als Fortführung der belgischen A27 und endet seit dem 15. Dezember 2014 an der Anschlussstelle (AS) Platten östlich des Kreuzes Wittlich an der A 1. Der östliche Teil beginnt am Autobahndreieck Nahetal an der A 61 und endet am Rüsselsheimer Dreieck an der A 67. Diese Lücke der A 60 im Hunsrück wird zwischen dem Autobahnkreuz Wittlich und der AS Rheinböllen an der A 61 als B 50neu größtenteils vierstreifig mit Seitenstreifen ausgebaut. Dabei ist die Hochmoselbrücke der imposanteste Teil dieser Strecke.

Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte Hochmoselbruecke 38

Die Hochmoselbrücke ist eine Balkenbrücke mit einem stählernen Überbau und einer 29 m breiten orthotropen Fahrbahnplatte. Die zehn Stahlbetonpfeiler haben Höhen von 15 m bis 150 m. Die 11 Felder weisen Stützweiten von 109 m bis 210 m (über der Mosel) auf. Zur Montage des stählernen Brückenüberbaus mit 25.000 t Masse wird das Taktschiebeverfahren angewendet. Am Widerlager Hunsrück wird dabei der Stahlüberbau abschnittsweise zusammengebaut und eingeschoben.

Die A 1 und die A 48 im Bereich der Eifel im Umfeld von Daun werden auch als Eifelautobahn bezeichnet. Anfang 1942 waren auf der Autobahn Koblenz – Trier zwischen den heutigen AS Kaisersesch und Wittlich-Mitte in drei Teilbereichen 13,6 km einbahnige Fahrbahn und 34 Brücken ganz oder teilweise fertig gestellt. Bis 1964 erfolgte die einbahnige Verkehrsfreigabe dieser 44 km langen Strecke als B 408; 1970 wurde die B 408 zur Bundesautobahn aufgestuft.

Am Samstag, den 18. April begannen wir unsere Besichtigungen am Hunsrücker, also dem östlichen, Widerlager der Hochmoselbrücke. Dazu erwartete uns am Kloster Machern Herr Lörsch; er ist Leiter des Baubüros Graach des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier und führte uns in den nächsten drei Stunden über die gesamte Baustelle.

Zunächst fuhren wir von Lösnich an der Mosel auf dem ansteigenden Zubringer zur Hochmoselbrücke.
Aus vielen Einzelteilen sind inzwischen etwa 300 m der Brücke zusammen geschweißt worden. Zunächst fiel uns der imposante „Vorbauschnabel“ ins Auge; er besitzt nicht die sonst übliche Form, sondern ist das erste Stück des Überbaus mit einer Windverkleidung. Mit Hilfe eines 80 m hohen Hilfspylons und beidseitiger Stahlseil-Abspannungen auf der Brücke ermöglicht er später die Verschiebung des Überbaus über die Mosel ohne zusätzliche Hilfspfeiler. Umfassend beantwortete Herr Lörsch unsere vielen Fragen, die bei der Besichtigung aufkamen.

Anschließend befuhren wir die Strecke auf dem langen Sporn an der Moselschleife im Bereich von Bernkastel-Kues und Traben-Trarbach. Hier entstehen eine Reihe von Grün- bzw. Wildbrücken, die zum Schutz der Natur errichtet werden. Zunächst hielten wir an den „Graacher Schanzen“, einem geschichtsträchtigen Ort aus dem Jahr 1794, und später noch an zwei weiteren Stellen. Alle Grünbrücken dienen dazu, Wildtieren – u. a. Wildkatzen und besonders seltenen Fledermaus-Arten – eine ungefährliche Kreuzung der B 50n zu ermöglichen. Bisherige Überprüfungen beweisen, dass diese Maßnahmen von den Tieren erstaunlich schnell angenommen werden.

Nach den umfangreichen Besichtigungen und Diskussionen bedankten wir uns bei Herrn Lörsch und machten nach kurzer Fahrt Mittagsrast auf dem Parkplatz der Autobahnkirche St. Paul in Wittlich-Wengerohr. Am 27. Juni 2010 ist die 1969 errichtete Kirche zur 37. Autobahnkirche erklärt worden. Im Inneren zeigt sie moderne Darstellungen, außen besitzt sie ein Mahnmal für die beim Autobahnbau 1939-1942 eingesetzten Zwangsarbeiter. Anlaß für uns innezuhalten und auch der Opfer des Autobahnbaues zu gedenken.

Bevor wir die Baustelle der B 50n auf der Eifeler Seite besuchten, schoben wir die Besichtigung einiger Bauwerke der A 1 nördlich der AS Hasborn ein. Diese Brücken dienen zur Unterführung von Straßen, Wirtschaftswegen und einer ehemaligen Eisenbahnstrecke nach Daun (heute der Maare-Mosel-Radweg) und sind noch ursprünglich, allerdings durch nachträgliche Verbreiterungen für die Standstreifen etwas verändert. Im Bereich der AS Manderscheid hielten wir bei zwei dieser Brücken. Eine weist eine stählerne Hilfskonstruktion zur Stützung des Überbaus auf, die andere ist parabelförmig gebaut.

Bei Hasborn weckte eine dreiteilige Brücke unser Interesse, die zwei Wirtschaftswege und in der Mitte die ehemalige – nun als Radweg genutzte – Eisenbahnstrecke quert. Als Höhepunkt ermöglichte uns ein Mitarbeiter der Autobahnmeisterei Wittlich die Begehung von Bunkeranlagen – als rückwärtiger Anlagen des Westwalls – in den Widerlagen einer weiteren Brücke direkt an der AS Hasborn. Von rund 9.000 vor 1943 in Bau befindlichen und fertig gestellten Brücken verfügen nur eine Handvoll über militärische Anlagen.

Zum Schluss fuhren wir zur 200 m langen Talbrücke Bieberbach der B 50n und weiter an zwei Talbrücken vorbei Richtung Hochmoselbrücke, wo die B 50n in einem 100 m langen Tunnel unter dem Moselhochrücken geführt wird. Er ist in offener Bauweise mit einem Rechteckquerschnitt hergestellt worden. Auf dem inzwischen wieder überschütteten Tunnel stehend genossen wir als krönenden Abschluß einen herrlichen Blick ins Moseltal und auf die im Bau befindliche Brücke.

Damit war unsere Besichtigungsfahrt beendet und wir fuhren zurück zum Tagungshotel „Deutschherrenhof“, einem schon viele Jahrhunderte alten geschichtsträchtigen Bau in Zeltingen-Rachtig.

Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte Hochmoselbruecke 78

Eigentlich unnötig zu sagen: wie schon so oft bei unseren Besichtigungen hatten wir wieder angenehmes sonniges Wetter.
Allen bei der Organisation und Durchführung des Treffens Beteiligten, besonders aber den engagierten Mitarbeitern des Landesbetriebs Mobilität, sagen wir hiermit unseren herzlichen Dank!

Wolfgang Seele, Mannheim

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