30. Treffen in Berlin

25. bis 27. April 2014

Arbeitsgemeinschaft Autobahngeschichte Berlin Autobahn A115 AVUS 84


1956 wurde mit dem Bau der Berliner Stadtautobahn begonnen und zwar mit dem Stadtring (heute A 100). Er verläuft weitgehend parallel zum S-Bahn-Ring und sollte etwa 40 km lang werden. Im Norden war im Zuge des Straßenrings Seestraße bis Ostseestraße eine lange Hochstraße geplant, deren Bau inzwischen verworfen wurde. Bis heute sind 21 km im Westen und Süden dem Verkehr übergeben und eine Verlängerung bis Treptow wurde 2013 begonnen.
Nach dem Flächennutzungsplan (FNP) von 1965 sollten innerhalb des Stadtrings vier nach den Himmelsrichtungen benannte Tangenten die Berliner Innenstadt (Berlin-Mitte) umschließen („tangieren“) und überwiegend autobahnartige Verbindungen zum Stadtring erhalten, zusammen 60 km. 1968 ist ein fünf km langer Abschnitt der Westtangente im Südwesten Berlins eröffnet worden (heute A 103).
Zusätzlich waren mehrere Verbindungsautobahnen zum Berliner Ring (A 10) mit einer Gesamtlänge von 100 km geplant, vier davon sind verwirklicht worden: A 111, A 113, A 114 und A 115 mit zusammen rund 70 km.

Die AVUS (Automobil-Verkehrs- und Uebungs-Straße) ist die erste ausschließliche Autostraße und wohl erste Autobahn der Welt. 1913 begannen die Arbeiten, wegen des Ersten Weltkriegs wurde die Strecke erst am 24. September 1921 eröffnet. Nach den Inflationsjahren wurde die AVUS zur Renn- und Versuchsstrecke für den Straßenbau. 1937 ist die alte Nordkurve durch eine überhöhte, bis über 40° steile und aus Ziegelsteinen gemauerte Steilkurve mit einem wesentlich geringeren Radius ersetzt worden. Der Anschluss zum Berliner Ring wurde 1940 für den Verkehr freigegeben, das fehlende Teilstück am Nikolassee erst 1941 fertig gestellt. 1967 riss man die überhöhte Nordkurve ab, um Platz für das neue Autobahndreieck Funkturm zu schaffen.

Rund 500 Meter südlich des Zehlendorfer Kleeblatts, der Kreuzung mit der B 1, verlässt der AVUS-Zubringer das Berliner Stadtgebiet am Königsweg. Jetzt begann eine 3,2 km lange Strecke durch die sowjetische Besatzungszone (SBZ, von 1945 bis 1949), ab 1949 die DDR, die an der Autobahn-Brücke über den Teltowkanal bei Albrechts Teerofen endete. Hier befand sich – erneut auf Berliner Gebiet – der westliche Kontrollpunkt Dreilinden (Checkpoint Bravo). Gleich danach begann die eigentliche „Interzonenstrecke“. Der vormalige östliche Kontrollpunkt, die Grenzübergangsstelle (GÜST) Drewitz, lag nördlich der Anschlussstelle Babelsberg am heutigen Parkplatz „Am Stern“.

Am 15.10.1969 wurde von der DDR ein 3,5 km langer neuer Autobahnabschnitt in Betrieb genommen, der Albrechts Teerofen umging und ausschließlich auf DDR-Gebiet verlief. Dazu wurde auf dem Gebiet von Berlin (West) der Kontrollpunkt Dreilinden auf dem kurzen Abschnitt zwischen dem Zehlendorfer Kleeblatt und dem Königsweg neu errichtet. Die DDR baute ihre neue GÜST Drewitz südwestlich des Stahnsdorfer Dammes. Flächenmäßig und mit der Anzahl der Abfertigungs-Fahrspuren war sie die größte Grenzübergangsstelle Europas.

Bereits am Vorabend unseres Treffens gaben uns Herr Peter Liesegang, der zu DDR-Zeiten bei der Autobahndirektion tätig war, und unser Vereinsfreund Thomas Mattuschka viele interessante Informationen zu den Grenzübergängen Dreilinden und Drewitz.

Beim Besichtigungsprogramm am 26.04.2014 fuhren wir um 9.00 Uhr mit einem Bus zur Baustelle der BAB A 100, 16. Bauabschnitt (BA). In einem Vortragsraum im 5. Stockwerk eines Bürohauses empfing uns Herr Huhn, Referatsleiter für Ingenieurbauwerke bei der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Er stellte uns die Planung und die Bauausführung des 16. BA ausführlich vor. Die 3,2 km lange Strecke verläuft überwiegend in einem Betontrog und verfügt im Bereich der Grenzallee über einen 385 m langen Tunnel. Die Fertigstellung soll 2022 erfolgen.

Nach einem Blick auf die Baustelle von oben erfolgte die Weiterfahrt zur AVUS-Nordkurve, wo wir die unter Denkmalschutz stehende Tribüne und den „Daimlerturm“ (früher Zielrichterturm, jetzt Motel) in Augenschein nahmen.

Danach ging es weiter auf der A 115 zu den ehemaligen Grenzübergangsstellen Dreilinden und Drewitz. Die Anlagen von Drewitz wurden 1993 abgerissen, lediglich der sogenannte Kommandantenturm blieb erhalten, wurde vom Verein Checkpoint Bravo e.V. liebevoll restauriert und mit einer Ausstellung versehen. Herr Peter Boeger von diesem Verein, Peter Liesegang und Thomas Mattuschka berichteten uns viele Details zu der Arbeit der damaligen „Organe“. Anschließend besichtigten wir noch ein Brückenbauwerk der ehemaligen Eisenbahn Berlin – Potsdam (Stammbahn) über die frühere Autobahntrasse, wo wir auch Aufstellung zu unserem Gruppenfoto nahmen.

Ein Imbiss in der Autobahnraststätte Michendorf gab uns Kraft für die Busfahrt über den Westring des Berliner Rings A 10 zum Autobahndreieck (AD) Havelland. Dort empfing uns Frau Catrin Lange vom Landesbetrieb Straßenwesen. Sie beschrieb die Maßnahmen zum Umbau des AD und der nahe liegenden Anschlussstelle Kremmen. Das AD verfügt zukünftig über drei Überflieger und über ausreichend große Kurvenradien und Fahrbahnquerschnitte. Die AS Kremmen wird als Torbauwerk gestaltet und erhält auf der Südseite das Relief mit dem Berliner Bären, welches von der Nordseite der abgerissenen Torbrücke der A 2 beim AD Werder stammt.

Danach erfolgte die Rückfahrt über die A 10/A 111/A 100/A 113 quer durch Berlin. Das gesamte Besichtigungsprogramm erfolgte wieder einmal bei angenehmem sonnigem Wetter. Allen bei der Organisation und Durchführung des Treffens Beteiligten sagen wir hiermit unseren herzlichen Dank!

Text: Dr. Wolfgang Seele, Mannheim, 18.05.2014; Foto: AGAB e.V. (4/2014)

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