Strecke 87 Regensburg – Passau

1. Die Strecke

Eine Straßenverbindung von den Niederlanden über Köln, Frankfurt am Main, Nürnberg, Passau, Linz und Wien zum Balkan taucht in allen Ideensammlungen seit dem 18. Jahrhundert immer wieder auf. Im Mai 1934 wird hier erstmals die Linie für eine Reichsautobahn entworfen. Am 22. Januar 1937 erfolgt der Planungsauftrag der Direktion der Reichsautobahnen Berlin an die Oberste Bauleitung Reichsautobahnen (OBR) München, welche ab nun für Planung und Bau von rund 122 Kilometern der Strecke 87– in Verlängerung der Strecke 86 Nürnberg -– Regensburg verantwortlich ist.

Die damals vorgesehenen Anschlußstellen trugen provisorische Arbeitsbezeichnungen: Regensburg
Burgweinting
Walhalla
Wörth
Straubing
Bogen
Deggendorf
Haslach
Hengersberg
Vilshofen/Eging
Rechtes Donauufer
Passau
Schardenberg

Die Zufahrt zum Schloß Steinach wurde später hinzugefügt, ob dort auch eine Verbindung zum nachrangigen Straßennetz gebaut werden sollte, ist unklar.

Im Abschnitt Regensburg -– Wörth, sowie bei Deggendorf begonnen die Bauarbeiten. Nach dem „Anschluߓ Österreichs im März 1938 erhöhte sich die Dringlichkeit des Baus und die Verlängerung als Strecke 121 Passau -– Linz (heute ab Suben A8 Innkreisautobahn) wurde vorbereitet.

Autobahnkreuz bei Steinach

Wenig südöstlich von Steinach sollte die Strecke 87 mittels eines Kleeblattes an die im Entwurf befindliche Strecke 134 angebunden werden. Die Strecke 134 sollte in jedem Falle Cham und Straubing verbinden. Die südlich Weiterführung war bis in den Großraum Salzburg beabsichtigt. Die verkehrliche Funktion dieser in den Planungsanfängen verbliebenen Strecke erfüllt der Lage nach in Bayern die heutige Bundesfernstraße B 20.

In Richtung Norden war noch offen, ob die Strecke nach Pilsen (Plzeň) oder in den Raum Marienbad (Mariánské Lázně) und weiter bis Karlsbad (Karlovy Vary) führen sollte.

Rasthof „Neues Schloß Steinach“

Zwischen Münster und Steinach sollte das dort von 1904 -– 1908 errichte „Neue Schloߓ (nicht zu verwechseln mit dem „Alten Schloߓ in der Ortsmitte von Steinach) durch die Lage in der Nähe des beabsichtigten Autobahnkreuzes zu einer Tank- und Rastanlage ausgebaut werden. Dieser Bau hatte fast 200 Räume auf einer Fläche von rund 3.800 Quadratmetern. Der „Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen“ Fritz Todt, beauftragte damit am 5. Januar 1939 die OBR München. Der Eigentümerwechsel erfolgte am 7. Februar 1939 zu einem Kaufpreis von 440.000 Reichsmark. Neben den Rasthöfen Magdeburger Börde und Hermsdorf wäre diese wohl eine der größeren und wahrscheinlich eine der schönsten Anlagen geworden.

Da nach Kriegsbeginn die Arbeiten an der Strecke 87 weitestgehend eingestellt wurden, kam es auch nicht zu nennenswerten Tätigkeiten am „Neuen Schloß Steinach“. Mit Zunahme des Bombenkriegs wurden die Personalakten der Nazi-Partei unter dem Decknamen „„Dienststelle Übersee“ von der Münchener Parteizentrale hierhin ausgelagert. Anläßlich der überhasteten Vernichtung dieser Unterlagen brannte am 23. April 1945 das Hauptgebäude komplett aus. Den Feuerwehren der Umgebung waren Löscharbeiten untersagt worden. Die ausgebrannten Mauern des Schlosses wurden 1955 abgetragen. Die wenigen verbleibenen Ruinen verschwinden immer mehr unter Bewuchs.

Neben dem unversehrten Schloßturm blieben die Nebengebäude erhalten und konnten nach Kriegsende als Flüchtlingsunterkünfte genutzt werden. Das Gelände ist heute wieder Privatbesitz.

Die heutige A 3 verläuft etwa zweihundert Meter weiter südlich von den Ortslagen entfernt. Die Trassenplanung der Strecke 87 hingegen verlief nördlich des Schlosses.

Heimatgeschichte Steinach – Schloßverkauf
Die Geschichte des Neuen Schloss Steinach (25:32)
Rasthof Magdeburger Börde
Rasthof Hermsdorf
A 3 Emmerich – Passau

1. Die Strecke
2.1 Die erste Autobahnbaustelle Niederbayerns (in Vorbereitung)

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