Autobahnmeisterei Gramzow

Im Herzen der landschaftlich sehr reizvollen Uckermark liegt die Autobahnmeisterei (AM) Gramzow. Nach dem am Sonntag den 27. September 1936 an 17 Abschnitten in ganz Deutschland insgesamt 430,3 Kilometer Reichsautobahn für den Verkehr freigegeben wurden, begann auch hier der Straßenbetriebsdienst für die Verkehrsteilnehmer.

Im Zuge der damaligen „Strecke 54“ Berlin – Stettin (flächenmäßig war Stettin damals die drittgrößte Stadt Deutschlands sowie ein wichtiger Seehafen – heute siebtgrößte Stadt Polens) erfolgte die Freigabe von Betriebskilometer 44,8 bei Joachimsthal bis km 112,6 an der damaligen Anschlußstelle Stettin-Süd (heute Kołbaskowo) und zur Reichsstraße R 2.

Anschlußstelle Gramzow an der Richtungsfahrbahn Stettin (Szczecin) – rechts im Bild die Autobahnmeisterei

Die „Straßenmeisterei Reichsautobahn“ liegt seitdem bei km 78,6 verkehrsgünstig im zu betreuenden Streckenabschnitt und an der gleichnamigen Anschlußstelle (AS) Gramzow.

Auf der gegenüberliegenden Seite der Autobahn im Bereich der AS (Dreiecksfläche) wurde noch eine längst vergangene Tankstelle errichtet. Beide Anlagen gehörten zur Obersten Bauleitung Reichsautobahn (OBR) Stettin 1.

Das Dienstgebäude in den frühen 1970er Jahren

Zum damaligen Zeitpunkt machte der schwierige Baugrund der Vollendung der Meisterei mit einem Siloturm einen Strich durch die Rechnung. Der Giebel der hinteren Gerätehalle entstand nur als Behelf und wurde erst 2007 vollendet. Als Ersatz wurden auf dem hinteren Hof zwei Splitt- und Sandlagerflächen mit Großsteinpflaster hervorgehoben. Weiterhin wurden eine Großfahrzeughalle mit sechs Einstellplätzen und einer Werkstatt, sowie eine Gerätehalle mit Schmiede errichtet.

Behelfsgiebel an der hinteren Gerätehalle. Der Anbau war für die Konsumgüterproduktion errichtet worden. Hier waren die Formen der Hohlblocksteine, welche mit angemischten Beton gefüllt bis zur Aushärtung stehen blieben. Dazu gab es noch zwei Zementsilos und eine Mischanlage auf dem hinteren Hof.

Neben der Dienstwohnung des Straßenmeisters RAB im Dienstgebäude entstanden vier Doppelhäuser für Bedienstete. Das erste war im Juni 1940 bezugsfertig, im Oktober des gleichen Jahres folgten zwei weitere. Der gesamte Komplex hatte (bis Anfang der 1990er Jahre) eine separate Wasserver– und –entsorgung. Zu jeder Doppelhaushälfte gehörte ein Stall (ab Februar 1942), eine Räucherkammer im Keller und natürlich ein Garten zur Eigenbewirtschaftung.

Die anfänglichen Dienstgeschäfte wurden in einer provisorischen Holzbaracke ausgeübt (Fernruf Gramzow 49). Erst am 23.12.1941 wurde bei der Weihnachtsfeier das heutige Dienstgebäude eingeweiht.

In den Wirren des Jahres 1945 wurde die Einrichtung der Meisterei geplündert und zerstört. Von Januar bis August 1951 wurde die große Fahrzeughalle (Wagenhalle) zur Lagerung von Getreide beschlagnahmt.

Aufgabenbereich war nun die später intern als „A 54“ bezeichnete Autobahn von Betriebskilometer km 52,00 bis zum Grenzübergang Pomellen bei km 109,94. Dienstaufsicht war zunächst das „Brandenburgisches Landes-Straßenbauamt Templin / Um“ und dann der „Staatlicher Straßenunterhaltungsbetrieb Autobahnen Halle (Saale) (SSUB)“ sowie die „VEB (K) Autobahndirektion“.

Ab Mitte der 1970er Jahre wurde die Autobahn – wieder nur intern – als „A 2“ bezeichnet.

Die umfangreich sanierten Doppelhäuser
Die Dienstwohnungen wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben mittlerweile veräußert
Rückansicht des Dienstgebäudes

In dieser Zeit wurden zahlreiche Fremdfahrzeuge und Fahrer zur Organisation des Winterdienstes eingesetzt. Dazu gehörten auch solche des Agrochemisches Zentrum (ACZ) Gramzow, da diese über Technik – wie Großspritzen zur Unkrautvernichtung, Halmstabilisierung u.ä. sowie Lastkraftwagen W50 mit Düngerstreuern – verfügten, die im Winter in der Landwirtschaft nicht gebraucht wurden. Da gerade die Vorhaltung der Streutechnik nicht billig war, erscheint dies als sinnvolle Maßnahme. Damals durfte auch noch mit großen Tankanhängern am Traktor auf der Autobahn Winterdienst gemacht werden.

Zur Unterstützung der, in der DDR häufig mangelnden, Konsumgüterproduktion musste die AM Gramzow Hohlblocksteine fertigen.

Aufstellung des Funkmastes in den 1960er Jahren

Ab 1990 unterstand die AM dem „Autobahnamt Land Brandenburg“, anschließend dem „Brandenburgisches Autobahnamt“ und schließlich dem „Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg“.

Die Salzhalle im Rohbau
Der rückwärtige Teil des Betriebshofes

Die Autobahnmeisterei Gramzow betreute 1991 bis 1993 die nunmehr Bundesautobahn A 11 genannte Strecke von Kilometer 31,0 (Behelfsausfahrt Üdersee) bis zur Bundesgrenze am Kilometer 109,940. Das waren 78,94 Betriebskilometer. Von 1994 bis 2001 waren die Kilometer von 42,5 bis 109,94 der Zuständigkeitsbereich. Dies waren 67,44 Betriebskilometer.
Diese bestehen aus immer aus beiden Richtungsfahrbahnen, zuzüglich Verzögerungs- und Beschleunigungsstreifen, den Ästen der Anschlußstellen und ggf. Parallelfahrbahnen in größeren Knotenpunkten.

Durch die Verkehrsfreigabe des uckermärkischen Teils der Ostseeautobahn A 20 am 19. Dezember 2001 wuchs der Aufgabenbereich für die AM Gramzow auf 99,44 Autobahnkilometer.

Das Gelände der Meisterei wurde für diesen nun größeren Betriebsbereich in den Jahren 2002 und 2003 um einen Werkstattkomplex mit Waschhalle und Batterieladestation sowie einer großen Gerätehalle erweitert und so gute Voraussetzungen für die Mitarbeiter geschaffen.

Im Jahr 2004 wurden zwei Anschlußstellen und 2,5 Kilometer an die Nachbarn in Bernau abgegeben.

Im September 2020 wurde mit der Errichtung einer Kaltlagerhalle von ca. 600 m² begonnen, um künftig die Sommertechnik im Winter und die Wintertechnik im Sommer vor der Witterung zu schützen. Damit wird der hohe Technikwert erhalten und der Aufwand bei der Umrüstung reduziert.

Seit 1. Januar 2021 gehört die Autobahnmeisterei Gramzow zur Niederlassung Nordost der AUTOBAHN GmbH.

Bis zu 33 Straßenwärter gewährleisten den Betrieb und den Unterhalt der Autobahnen A 11 und A 20 im Nordosten.

Verantwortlich zeichnet die Autobahnmeisterei Gramzow nun für:
96,94 Kilometer Autobahn (oder 193,88 km Richtungsfahrbahn)
8 Anschlußstellen
1 Autobahnkreuz
1 Grenzübergangsbereich
6 Parkplätze (2 weitere 2021 in Bau)
120 Bauwerke (Überführungen und A-Bauwerke [im Zuge der Autobahn, meist ein Bauwerk je Richtungsfahrbahn])
40 Verkehrszeichenbrücken und Kragarme
mehr als 200 km Regenwasserkanal (Ø 300 – 1000 mm)
28 Regenrückhaltebecken
200 Kilometer Wildschutzzaun
und viele Einrichtungen mehr.

Die Fahrzeughalle nach Dienstschluß

A 11 Berlin – Stettin
19. Treffen in Penkun 03. bis 05. Oktober 2008
35. Treffen in Gramzow 23. bis 25. September 2016
Verzeichnis der Reichsautobahn Straßenmeistereien

Die Mitarbeiter der Autobahnmeisterei bitten alle Verkehrsteilnehmer um Vorsicht