Autobahnbau in der DDR

Kurze Chronologie


Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR gab es 1950 1.368,6 Kilometer nutzungsfähige Autobahnen, teils ein- und teils zweibahnig. Unmittelbar nach dem Krieg wurden wesentliche Zerstörungen bei Brückenbauwerken beseitigt, um dem Fahrzeugverkehr auf den meisten Strecken realisieren zu können, so zum Beispiel bei der Mühlenfließbrücke Rüdersdorf, der Kalkgrabenbrücke Rüdersdorf sowie der Saalebrücke Jena.
Bei anderen Brückenbauwerken erfolgten die Instandsetzungen für eine Verkehrsfreigabe aber wesentlich später, so zum Beispiel bei der Saubachtalbrücke Wilsdruff, der Saalebrücke Hirschberg oder der Spreebrücke Bautzen.

07. Oktober 1949 – Gründungstag der „Deutschen Demokratischen Republik“. Entsprechend Artikel 124 der ersten Verfassung der DDR wurde die Reichsautobahn dem Ministerium für Verkehrswesen (MfV) unterstellt. In der Hauptverwaltung (HV) Straßenwesen innerhalb des MfV wurde ein Autobahnaufsichtsamt geschaffen.

1953 –  Aus den Straßeninspektionen der ehemaligen Landesregierungen wurden 24 Staatliche Straßenunterhaltungsbetriebe (SSUB) als nachgeordnete Organe des MfV gegründet, darunter der SSUB Autobahn mit Hauptsitz in Halle/Saale.

Früherer Parkplatz an der Autobahn Rostock – Wittstock (A 19) bei Güstrow im Jahre 1976

Oktober 1959 Gesetz zum Siebenjahresplan 1959-1965 in dem der Bau der Autobahn Berlin – Rostock verankert war. Gebaut wurde die Autobahn aber erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt (1970-1978).


Januar 1964 Bildung des VE Spezialbaukombinat Verkehrsbau mit den Betrieben Erdbau Magdeburg, Industriebahnbau Magdeburg, Gleisbau-Union Bitterfeld, Montagebau und Bohr- und Sprengtechnik Berlin, Bau-Union Süd Dresden

Januar 1965 Zuordnung der bis dahin zentral geleiteten Straßenbaubetriebe Greifswald, Potsdam, Halle, Karl-Marx-Stadt (heute wieder Chemnitz) und Weimar

1965-1966 Neubau von Autobahnabschnitten auf der heutigen Bundesautobahnen A 115, der A 13 bei Berlin-Schönefeld sowie Neubau der 2. Richtungsfahrbahn (RF) auf Abschnitten der A 12 und A 13.

April 1967 Beschluss zum Ausbau des Autobahnnetzes auf dem VII. Parteitag der SED
mit dem Ziel, jährlich 100 Kilometer Autobahn zu bauen. Dieses Ziel wurde nie erreicht. Es erfolgte die Übertragung der Verantwortung für Vorbereitung und Durchführung an das Spezialbaukombinat Verkehrsbau als Generalunternehmer


Juli 1968 Umbildung des Spezialbaukombinates in das VE Autobahnbaukombinat mit
den Teilbetrieben Erdbau Magdeburg, Bohr- und Sprengtechnik Berlin, Brückenbau Dresden, Straßenbau Potsdam, Straßenbau Weimar

Juli 1968 Bau einer Teststrecke für Erdbau des Autobahnneubaues Leipzig –
Dresden (A 14) am Einschnitt der Mulde bei Nerchau


1969 Herstellung der RF Stollberg – Chemnitz der heutigen A 72 als Teststrecke
für den aus Belgien importierten Gleitschalungsfertiger des Herstellers ABG für Betonfahrbahnen (7,2 Kilometer)

März 1969 Baubeginn für den Neubau der Autobahn Leipzig – Dresden (74,8 Kilometer) (heutige A 14) – Fertigstellung am 5. Oktober 1971 mit feierlicher Verkehrsfreigabe zum „Tag der Republik“ (7. Oktober) mit der Brücke über die Mulde.

Muldebrücke bei Grimma ( A 14)

1970 Baubeginn der Autobahn Berlin – Rostock (187,5 Kilometer) mit der
Großbrücke über den Petersdorfer See mit Fertigstellung 1978

Brücke über den Petersdorfer See in Bau (A 19)

1970-1972 Neubau der heutigen A 114 Berlin-Pankow bis Berliner Ring (9,8
Kilometer ohne die Brücke Pankow-Heinersdorf)

Blich nach Norden über die heutige A 114 – noch mit erster Fahrbahndecke – von der Königsteinbrücke

1970 Umbenennung der Teilbetriebe des Autobahnbaukombinates (ABK) in
Betriebe, mit teilweise geänderten Leistungsprofilen. Dabei wurde der
Teilbetrieb Brückenbau Dresden in Betrieb Süd umbenannt

Früheres Kreuzungsbauwerk am Berliner Ring (A 10 / A 24)

1970-1979 Neubau des Berliner Ringes in Abschnitten, vor allem „Westring“ (67,3
Kilometer)

17.12.1971 Unterzeichnung des Transitabkommens zwischen BRD und DDR mit dem
Ziel, die Verkehrsverbindungen zwischen beiden Ländern wesentlich zu verbessern. Dabei standen der Neubau der Autobahn Hamburg – Berlin mit den neu zu errichtenden Grenzkontrollstellen Zarrentin und Stolpe (nördlich von Berlin), die Rekonstruktion der Autobahn Marienborn – Berlin, die Rekonstruktion der Autobahn Berlin – Hof und die Rekonstruktion der Autobahn Eisenach – Dresden mit dem Neubau der Grenzübergangsstelle Wartha im Vordergrund.
Das Transitabkommen trat am 3. Juni 1972 in Kraft.

Transitrastplatz 1982 (A 24)

1972-1980 Rekonstruktion der Autobahn Eisenach – Dresden (224,2 Kilometer
Richtungsfahrbahn (RF)

1976-1979 Rekonstruktion der Autobahn Marienborn – Berliner Ring (256,8 Kilometer RF)

1978-1982 Bau der Autobahnbrücke Pankow-Heinersdorf am Beginn der heutigen A 114 mit einer Länge von 220 bzw. 230 Meter

Brücke Pankow-Heinersdorf (A 114)

Blick zum damaligen Knotenpunkt Oranienburg (A 10 / A 111)

1978-1982 Neubau der Autobahn Berliner Ring – Stolpe mit 8,1 Kilometer (A 111)

1979-1982 Neubau der Autobahn Zarrentin (mit Grenzübergang) – Wittstock (A 24) mit 121,5 Kilometer (feierliche Verkehrsfreigabe am 15.11.1982)

Autobahn Hamburg – Berlin (A 24) bei Wittenburg

1980 Abschluss der erzeugnisorientierten Kapazitätsprofilierung des VE Autobahnbaukombinates einschließlich der Umstellung der Straßenkonstruktionen von Bitumen- auf Zementbetonkonstruktionen. Dabei wurde 1978 der Betrieb Süd des ABK wieder in Betrieb Brückenbau Dresden umbenannt.

Grenzkontrollstelle Wartha (A 4)

1981-1984 Neubau des Abschnittes Wartha – Eisenach (A 4) mit Grenzübergang. Zur gleichen Zeit hat das westdeutsche Bauunternehmen HOCHTIEF die Werratalbrücke bei Hörschel mit einer Länge von 732 Meter und einer Höhe von 85 Meter auf dem Gebiet der DDR errichtet. Es war zugleich die größte Autobahnbrücke die je in der ehemaligen DDR neu gebaut wurde, wenn auch von einem Unternehmen aus der BRD.

Die Werratalbrücke (A 4) in unmittelbarer Grenznähe

14. Juni 1982 Feier zur Fertigstellung des 1000. Kilometer Richtungsfahrbahn (RF) beim Autobahnbau in der DDR

1982 Der SSUB Autobahn wird in VEB Autobahndirektion umbenannt

1983-1984 Neubau der Autobahn Ludwigslust – Schwerin (heute A 14) auf einer Länge
von 20,3 Kilometer. Die Bautätigkeit wurde aus finanziellen Gründen eingestellt, damit war teilweise nur eine RF in Betrieb, die weitere Strecke nordöstlich von Schwerin endete mitten im Wald

Die heutige A 14 südlich von Schwerin
Betonfahrbahndecke der 1980er im Verlauf der heutigen A 9 bei Dittersdorf

1983-1989 Grunderneuerung der Autobahn Berlin – Hirschberg (A 9)

Zwischen 1950 und 1990 knapp 500 Kilometer Autobahn zweistreifig neu gebaut und rund 650 Kilometer Richtungsfahrbahn erneuert, wobei der Brückenbau nur durch spezialisierte Betriebe des Autobahnbaukombinates ausgeführt wurde. In den letzten Jahren der DDR waren das der Betrieb Brückenbau Dresden für die Massivbrücken und der Betrieb Stahlbrückenbau Könnern für die Stahlbrücken.
Die BRD hat dabei etwa 2,2 Milliarden DM für den Neu- und Ausbau der Transitstrecken im Rahmen des Transitabkommens an die DDR gezahlt.

Text: Werner Buhl

Autobahngroßbrückenbau in der DDR